Studienfahrt nach Krakau und Auschwitz

Reisebericht gibt unmittelbar Einblick in eine unvergessliche Studienfahrt

Sonntagabend, 21 Uhr, 62 Schülerinnen und Schüler sowie fünf Lehrerinnen und Lehrer der Gebhard-Müller-Schule besteigen einen Reisebus. 13 Stunden und über 1.000 Kilometer später verlässt die Gruppe den Bus in der polnischen Stadt Krakau: der Beginn einer einwöchigen Studienreise.

Die Koffer wurden nur schnell auf die Zimmer gebracht, um dank einer ausgedehnten Stadtführung mehr zu erfahren über Polens zweitgrößte Stadt mit ihren rund 750.000 Einwohnern. Vielen gilt dieser Juwel an der Weichsel als die schönste Stadt Polens und tatsächlich vermag es diese Stadt, ihre Besucher in ihren Bann zu ziehen. Da die Stadt einer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg entging, erleben seine Besucher ein Stück Zeitgeschichte hautnah. Das Jüdische Viertel, die Kathedrale und die zweitälteste Universität Mitteleuropas, an der Kopernikus das geozentrische Weltbild aus seinen Angeln hob, sind nur wenige Sehenswürdigkeiten, die viel zu erzählen haben.

Dass im Laufe der Woche eine Besichtigung der 71 Kilometer entfernten  Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz und Auschwitz-Birkenau anstand, ist selbstredend. Während die Konzentrationslager in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg großteils niedergerissen wurden, sind in den polnischen Lagern die Originalbauten fast gänzlich erhalten geblieben. Die Todesmauer und die Gaskammern, die Baracken, die Galgen … Eine schwere Melancholie liegt auf diesem Ort und er bringt die Menschen zum Innehalten. Das ist jedem Besuchergesicht anzusehen. Wenn die Gruppenleitung erzählt vom Alltag der Häftlinge, von den Schikanen, der Folter und wenn die Besuchergruppe dann noch erfährt, dass drei Angehörige dieser Gruppenleitung selbst in Auschwitz ums Leben kamen, dann wird es ganz still. – Nachdenklich.

Am folgenden Tag ging es mit Bus ins nahe gelegene Salzbergwerk „Wieliczka“. Eine Salzmine, die seit 1989 zum Weltkulturerbe zählt. Wer diese Mine betritt, weiß auch warum sie als schützenwert eingestuft wurde. Bis zu 340 Meter haben die Kumpel hier in die Tiefe geschürft. Kilometerweite Gänge wurden in das Salzbergwerk getrieben und immer wieder kleinere und größere Kapellen errichtet. Ein besonderes Schmuckstück stellt hier die Kingakapelle rund 100 Meter in der Tiefe dar. Gut 70 Jahre haben die Bergleute die Kapelle aus dem Salzgestein geschlagen und dem Stein ein wahres Meisterwerk abgerungen. Die Skulpturen, die Wandgemälde, alles besteht aus Salzstein. Sogar die Kronleuchter. Heute kann – außerhalb der Führungen, also ganz früh morgens – in dieser Kapelle sogar geheiratet werden. Drei Bedingungen müssen erfüllt sein: Es muss eine Heirat zwischen Mann und Frau sein, sie muss katholisch vollzogen werden und das Ganze kostet 5.000 Zloty (ca. 1.250 Euro). Wenn man nach über zwei Stunden unter Tage wieder ins Sonnenlicht tritt, ist man um einige Erfahrungen reicher.

Der letzte Tag konnte frei gestaltet werden. Nicht wenige entschieden sich für eine Fahrt auf der Weichsel. Eine Fahrt, die nochmals eine ganz andere Perspektive auf diese Stadt freigab. Schindlers Fabrik und das Jüdische Ghetto mahnen dort bis zum heutigen Tage an die Verbrechen der Nationalsozialisten. Krakau gelingt dabei ein wahrer Spagat. Auf der einen Seite wirkt es jung und modern. Auf der anderen Seite ist die ältere und jüngere Geschichte hier zum Greifen nahe.

Am Tag darauf ging es wieder zurück nach Deutschland. Im Gepäck die Wäsche einer Woche, Mitbringsel für Freunde und Verwandte sowie viele Erinnerungen an eine Stadt, die zurecht im Jahr 2000 die Kulturhauptstadt Europas war.